Susan Tenhaeff
 Osteopathie & Akupunktur für Pferde und Hunde

Blogbeiträge von Pferdeosteopathie Handeloh

31.01.2022

Ich habe ein Pferd – so fängt es an.

Hier kommt der neue Blogartikel zum Thema

Heute schreibe ich einmal darüber, wie es anfängt, wenn man sich mit dem Pferdevirus infiziert hat.

Meist ist nur die Vorstellung im Kopf, dass man unbedingt einmal (wieder) rei-ten möchte. Nach einiger Zeit, in der man vielleicht eine Reitbeteiligung hat oder Reitunterricht nimmt, entsteht der Wunsch, ein eigenes Pferd zu besit-zen.
Der wirklich erste Schritt zum eigenen Pferd ist die bedingungslos ehrliche Selbsteinschätzung der persönlichen reiterlichen Fähigkeiten. Hier gilt es ab-solut ehrlich zu sein.  Wenn man sich unfallfrei auf einem Schulpferd halten kann, heißt das nicht, dass man in der Lage ist ein junges Pferd selbst auszu-bilden.  Zu dieser ehrlichen Selbsteinschätzung zählt: wie sportlich bin ich, wie gut reite ich (am besten holt man sich ehrliche Meinungen von anderen ein), wie viel Ausdauer und Geduld habe ich, wie schwer bin ich, wie ängstlich bin ich. Diese erste Selbsteinschätzung ist unglaublich wichtig, denn überschätzt man sich, hat das ganz schnell negative Folgen für Mensch UND Tier.
Ein wirklich wahrer und richtiger Grundsatz ist: Ein Anfänger-Reiter sollte ein erfahrenes und ruhiges Pferd suchen. Ein erfahrener Reiter kann ein junges und unausgebildetes Pferd nehmen.
Wo kaufe ich ein Pferd?
Hier ist vor allen Dingen ein gutes Auge, eine gute Menschenkenntnis und ein rationaler Blick (am besten zu zweit oder dritt) nötig. Man kann Pferde von privaten Haltern kaufen, sollte aber stets auf der Hut sein, ob der angegebene Grund tatsächlich richtig ist. Das Studium oder Krankheit der Besitzer muss NICHT der tatsächliche Grund sein, warum ein Pferd verkauft wird. Absolut angesagt ist beim Kauf eine Ankaufsuntersuchung durch einen Tierarzt der eigenen Wahl. Heute findet man Kaufangebote vor allem im Internet. Hier gilt aber, man kann nicht in die Menschen reinsehen und ist erstmal auf die An-gaben der Verkäufer angewiesen.
Haben Sie ein gutes Gefühl bei Mensch und Tier machen Sie trotzdem eine Ankaufsuntersuchung. Reiten Sie das Pferd mehrmals Probe. Lassen Sie sich ins Gelände begleiten. Lassen Sie die Besitzer vorreiten.  Gucken Sie auf den Preis und vergleichen Sie den Preis mit anderen Angeboten.
Wo kaufe ich ein Pferd?
1. Bei privaten Besitzern,
2. bei Züchtern,
3. bei Händlern
4. Ich kenne bereits VOR dem Kauf Pferd und Besitzer und weiß genau, was ich kaufe.
Die nächste wichtige Frage ist, wo bringe ich das Pferd unter?
Soll es in einen Offenstall?
Soll es in einen Pensionsstall mit Paddock und Weide?
Stelle ich es neben mein Haus?
Gründe ich einen eigenen Offenstall?

Hier möchte ich einmal ein Plädoyer für die Pferde halten. Was immer Sie entscheiden, wo Sie Ihr Pferd unterbringen. Achten Sie auf eine ruhige Herde, achten Sie, dass immer ausreichend Futter, Raufutter vorhanden ist, und dass umsichtig und verantwortungsvoll mit den Pferden umgegangen wird. Ha-ben Sie sich entschieden, bedenken Sie UNBEDINGT, dass Pferde Gewohn-heitstiere sind. Es ist absolut nicht tiergerecht, alle 2 Monate den Stall zu wechseln, die Herde zu wechseln oder die Pferde allein auf dem Paddock stehen zu haben. Pferde sind Herdentiere. Sie fühlen sich im Herdenverband sicher und geborgen. Meine persönliche Ansicht ist auch, dass 2 Pferde nicht das Nonplusultra in der Pferdehaltung sind. Vielen Pferde ist das zu langweilig und sie sind gestresst, wenn sie kurze Zeit allein auf der Weide sein müssen.
Und beachten Sie auch, dass es absolut schlimm ist für Pferde, wenn Sie an-dauernd, wie Nomaden auf Stallsuche sind, weil die Besitzer immer wieder etwas Neues suchen. Diese Pferde, so weiß ich aus Erfahrung sind anfälliger für Krankheiten.

Wieviel kostet es, ein Pferd zu halten.
Das ist eine wichtige Frage, denn allein die Unterbringungs- und Futterkos-ten, sind es mitnichten, die auf neue Pferdebesitzer zukommen.
Ein Stall mit Paddock und Weide kostet heute (zumindest in Niedersachsen) zwischen 300 und 400 Euro pro Monat. Hinzu kommt der Schmied. Er kommt alle 6 Wochen und kostet zwischen 40 und 80 Euro je nach Beschlag. Für Tierarztkosten kann man im Monat 100 Euro rechnen und zurücklegen, falls ein aufwendigerer Arztbesuch kommt. Es gibt eine Pferde-OP-Versicherung, so dass Klinikaufenthalten, die leicht über 2000 Euro kosten können, abgesichert werden. Ein Tierarztbesuch kostet mindestens 70 Euro. Hinzu kommen Sattelanpassungen, Pferdeosteopathie, Chiropraktiker, Tier-heilpraktiker, Fütterungsberater etc. für jeden Besuch kann man gut und gerne 100 Euro einplanen. Sie müssen zudem eine Pferdehaftpflicht, eventu-ell Rechtsschutz und Unfallversicherung für das Pferd abschließen. Hier kommen Sie für alle 3 Versicherungen auf rund 200 Euro pro Jahr. Wenn Sie regelmäßig Reitunterricht nehmen, planen Sie für eine Unterrichtsstunde 30 Euro pro Woche ein. Soll das Pferd ausgebildet werden, kann dieser Betrag verzehnfacht werden.
Sollten Sie planen einen eigenen Offenstall zu betreiben, denken Sie an den Kauf von Raufutter, Futter, Bodenpflege etc.

Was muss ich beachten, wenn ich plötzlich Pferdebesitzerin bin?
Hier kommen wir zu meiner Lieblingswarnung für neue Pferdebesitzer. Ihr Leben wird sich grundlegend ändern. Sie werden ganz viel in der Natur sein, aber Sie werden urplötzlich überhaupt keine freie Zeit mehr haben. Ein Pferd zu haben, bedeutet immer jede Sekunde fürs Pferd einzuplanen. Sie werden disziplinierter, strukturierter, aber zusätzlich wird Ihr Interesse an allen ande-ren Dingen auf dem Planeten abnehmen. Zum Pferd zu gehen bedeutet, dass es 2 Stunden sind, die dem Tag plötzlich fehlen. Kommen Sie von der Ar-beit, geht es direkt in den Stall, kein kurzer Abstecher mehr zu Freunden, Einkauf wird schnell erledigt. Die Familie oder der Partner werden feststellen, dass Sie plötzlich andere Dinge viel wichtiger finden, als die Tante zu besu-chen.

Bei mir ist es sogar so schlimm, dass ich gar nicht mehr gerne in den Urlaub fahre, weil ich schrecklich Heimweh zum Pferd habe. Nach 2 Tagen am Strand muss ich dringend nach Hause und im Stall nach dem Rechten sehen. Also: wir halten fest: Zeit fehlt ab sofort.

Was muss ich über das Pferd wissen, um ein ausgeglichenes und glückliches Pferd zu haben?
Geduld und Freude ist hier mein Tipp. Pferde sind keine Blitzableiter, wenn Sie gestresst von der Arbeit kommen. Aber, sobald Sie auf dem Pferd sitzen, fällt meist jeglicher Stress von allein von Ihnen ab. Pferde leben immer im Moment und wollen alles richtig machen. Wenn das nicht klappt, haben SIE etwas falsch gemacht. Heißt, ein Pferd wirft Sie auf sich selbst zurück. Ihre To-leranz, Ihre Ruhe und Ihre Ausgeglichenheit werden sich auf das Pferd über-tragen. Das Schöne ist, dass man beim Pferd nicht reden muss und ebenfalls den Moment genießen kann. Lassen Sie sich nicht auf einen Konkurrenz-kampf bezüglich Ihrer Fähigkeiten oder Ihres Outfits mit den Stallkollegen ein. Achten Sie auf      sich selbst und bleiben Sie bei sich. Das ist eigentlich das Größte, was uns die Pferde lehren. Bei sich zu bleiben.

Wo finde ich Hilfe, wenn ich Probleme habe?
Hier gibt es viele Möglichkeiten. Wichtig ist meiner Meinung nach auch hier, nicht auf Hans und Franz zu hören und alle 2 Minuten die eigene Meinung zu ändern. Suchen Sie sich die Hilfe, die zu Ihnen passt. Aus der Erfahrung weiß ich, viele Wege führen zum Ziel. Wichtig ist, man weiß, was man will.

Was brauche ich für ein Auto, um mein Pferd zu transportieren? Hier ist mei-ne erste Frage, brauchen Sie einen Anhänger, um Ihr Pferd zu transportieren? Möchten Sie auf Seminare, zum Unterricht, auf Geländeplätze oder in Reitge-genden fahren. Dann üben Sie doch erstmal, wie Ihr Pferd auf den Anhänger geht. Die Autos, die Anhänger ziehen, sollten natürlich für die Gesamtlast Pferdeanhänger plus Pferd eventuell sogar 2 Pferde zugelassen sein. Was nützt der schönste Hänger, wenn Ihr Pferd nicht allein im Gelände unterwegs sein mag.  Also auch hier gilt. Überlegen Sie vorher genau, was Sie vorhaben. Geht es um einen eventuellen einmaligen Klinikbesuch lohnt sich ein eigener Hänger meist nicht.
Wie oft trainiere ich mein Pferd?
Hier kommt erst einmal der Tipp. Trainieren Sie nur alle 2 Tage. Dann baut sich die Muskulatur am besten auf. Machen Sie unterschiedliche Dinge. Langwei-len Sie Ihr Pferd nicht. Haben Sie Spaß mit dem Pferd. Machen Sie Dinge, die beiden Spaß machen. Genießen Sie die Zeit mit dem Pferd. Achten Sie unbe-dingt darauf, dass Ihr Pferd nicht zu dick und nicht zu dünn ist, ohne dass das Pferd längere Fresspausen machen muss. Achten Sie auf Mineralstoffzufuhr. Machen Sie dem Pferd die gemeinsame Zeit angenehm.
So, das wars erstmal. Habt Ihr spezielle Fragen? Gerne könnt Ihr mir schreiben, dann beantworte ich die Fragen direkt.
Ich wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche, in den neuen Monat, in ein Leben als Pferdebesitzer.

Susan Tenhaeff - 15:59 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen


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