08.08.2023

Der Rücken des Pferdes

Fazien.jpgFaszien, Akupunktur, Craniosakraltherapie und Neurologie

Die thoracolumbale Faszie

Heute ein Thema, was mich wirklich sehr interessiert. Ich gebe ja seit einiger Zeit regelmäßig Kurse zum Thema „Faszientechniken“. Meine „Lieblingsfaszie“ beim Pferd ist die thoracolumbale Faszie. Man kann sie sehr gut erkennen, wenn man sich neben das Pferd stellt und eine kleine Vertiefung im hinteren Bereich des Rückens sucht. Hier befindet sich die thoracolumbale Faszie. Sie liegt über den Aponeurosen des m. latissimus dorsi im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Als Faszientechnik ist hier das Ausstreichen oder Dehnen eine manuelle Behandlungsweise, die bei Pferden ein Wohlgefühl auslöst. Auch das bloße Handauflegen (Wärmen der Partie) löst bei den Pferden Verspannungen und beruhigt bei Stress und Nervosität. Man kann hier auch gut die Wärmetherapie anwenden, beispielsweise mit einer Moxazigarre. Auch Bemerdecke oder Kirschkernkissen wirken in genau dieser Körperregion Wunder. Der Grund, warum die Techniken so gut im Bereich der thoracolumbalen Faszie wirken, ist, dass hier viele Schmerz-, Wärme- und Mechanorezeptoren in den Faszien eingelagert sind.

Akupunktur / Akupressur – Bai Hui

Da ich Pferde ebenfalls mit Akupunktur behandle, wurde ich sehr aufmerksam, als ich die Bedeutung der Punktes Bai Hui, der auf dem Meridian des Lenkergefäßes liegt und mit GG3 benannt wird. Dieser Akupunkturpunkt liegt genau auf der Stelle, die auch die  thoracolumbale Faszie markiert. Der Bai Hu hat eine große Bedeutung in meiner Behandlung. Wenn ich dort eine Nadel setze, wirkt es beruhigend, entspannend und bringt den Qi-Fluss des Pferdes in Bewegung. Energie wird in die Hinterhand geleitet, und er hat zugleich eine harmonisierende Wirkung. Die Akupunkturnadel am Bai Hui trägt also ebenfalls zu einem allgemeinen Wohlbefinden des Pferdes bei.  Meist nadelt man noch Punkte um den Bai Hui herum (Shen Shu beispielsweise) um die Wirkung zu unterstützen.

Craniosakraltherapie

Die Craniosakraltherapie ist eine Behandlungsmethode, bei der im Bereich von Schädel, Brustkorb, Wirbelsäule, Kreuzbein, Becken und Zwerchfell Hände aufgelegt werden, um die Pulsation der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit mit sanftem Druck (Handauflegen) zu beeinflussen. Und tatsächlich, auch in der Cranialsakraltherapie ist der Bereich im hinteren Rücken des Pferdes von großer Bedeutung. Die Gehirn-, Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) fließt durch die Dura Mater Spinalis durch den gesamten Wirbelkanal und tritt an genau der gleichen Stelle (Bai Hui, thoracolumbale Faszie, Lendenwirbel, Aponeurosen des m. latissimus dorsi) aus dem Wirbelkanal aus. Man kann also hier auch die leichte Pulsation ertasten, beeinflussen und mit Handauflegen zu einem Wohlgefühl und zur Beruhigung des Pferdes beitragen.

Neurologie

Ein weiterer Hinweis darauf, dass hier eine der wichtigsten Regionen des Pferdekörpers liegt, ist die Tatsache, dass exakt an dem Punkt, an dem die Liquor cerebrospinalis aus dem Wirbelkanal austritt, auch der sogenannte Ruhenerv, der Parasympathikus aus dem Wirbelkanal austritt. Der Nervenstrang verläuft durch die Wirbelsäule und in der thoracolumbalen Faszie liegt auch der Austrittspunkt des Parasympathikus. Also wirkt auch hier das bloße Handauflegen schon beruhigend, stresslindernd und es trägt maßgeblich zum allgemeinen Wohlbefinden des Pferdes bei.

Wenn man nun all die oben genannten Erkenntnisse zusammenfasst, wird meiner Ansicht nach deutlich, wie wirklich wichtig die Partie für das Pferd ist. Jede PferdebesitzerIn sollte also unbedingt darauf achten, dass dieser Bereich gut gepflegt, gewärmt, massiert und behandelt wird.
Übel ist, dass das auch genau die Partie ist, wo ein schlechtsitzender Sattel oder Reiter dem Pferd Schmerzen zufügen kann.

Achte gut auf den Rücken des Pferdes und du trägst zum allgemeinen Wohlbefinden deines Pferdes bei.

Susan Tenhaeff - 21:34 @ Pferdeosteopathie | Kommentar hinzufügen